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Von Bitcoin, Tulpenzwiebeln und der Mutter aller Finanzmarktblasen

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„Das System ist insolvent. Keiner weiß, was er machen soll und deshalb wird sich der Wahnsinn solange wiederholen, bis die nächste Blase platzt. Und das wird sie dann sein. Die ganz Große. Der Wendepunkt, wie bei den Tulpen.“

Diese Worte stammen aus dem Film „Wall Street 2 – Geld schläft nicht“

Kein Geringerer hat sie gesagt als der Welt beliebtester Börsenfiesling Gordon Gekko, gespielt von Michael Douglas. Der Film kam im Jahr 2010 in die Kinos und spielt im Jahr 2008, also in der Zeit des auslaufenden Börsenbooms aus den Jahren 2003 bis 2007. In Verlauf des Jahres 2008 ging der US-Aktienmarkt bereits zurück, wobei sich das letzte Quartal zu einem wahren Desaster entwickelte. Der amerikanische Aktienindex S&P500 erlebte sein Tief im März 2009 bei 666 (genauer gesagt bei (666,79) Punkten.

Jetzt im Jahr 2017 und acht Jahre später, hat der Index am 07.11.17 einen neuen Höchststand bei 2.597,02 Zählern erreicht.

Angesichts der Höchststände ist immer Zeit für einen Rückblick

Werden die Kurse an den internationalen Aktienmärkten weiter steigen oder geht dann doch (irgendwann) die Luft raus? In den vergangenen Jahren haben sich wirklich alle Crash-Propheten aus ihren Schlupfwinkeln herausgewagt. Es ist überdeutlich, daß irgendetwas nicht stimmt. Nur passiert ist eben nichts. „Noch nicht“ wohlgemerkt.

Die Crashpropheten warnen gebetsmühlenhaft und werden mit jedem Tag, an dem der Aktiencrash nicht eintritt, ein Stückchen unglaubwürdiger. Natürlich ist man sich sicher was die Aussagen angeht, denn die Vergangenheitsvergleiche lassen keine andere Schlußfolgerung zu, nur es passiert eben nichts. Das wird wohl seine Gründe haben.

Wie beim Discounter – die Flutungsgelder der Zentralbanken

Die sind leicht zu finden, denn mittlerweile pfeiffen es die Spatzen von den Dächern und es ist unübersehbar – die Märkte sind mit „billigstem Zentralbankgeld“ geflutet. Diese beiden Worte mag man gerne schnell überlesen, eben weil sie so oft genannt werden. Aber man muß es richtig verstehen. Die aufgeblähten Aktienmärkte sind durch Zentralbankgeld entstanden, daß äußerst billig, also vom Zinssatz kaum der Rede wert ist, bei Null oder gar im negativen Bereich notiert. So macht das Zocken für die Spieler und Geldhasadeure noch mehr Spaß und erlaubt eine ungeheure Kreativität, was die Spekulation und das Verkaufen neuer Finanzmarktprodukte angeht. Aber glauben Sie, daß diese hohen Aktienmarktnotierungen mit „teurem Zentralbankgeld“ möglich gewesen wären? Das ist es, was die Warner übersehen haben. Diese ungeheure Kraft des billigsten Geldes, das die Finanzmärkte in einer noch nicht dagewesenen Form aufbläht und trotzdem (einigermaßen) stabil hält.

Zwei Anheizer dieses Finanzmarktmeteorismus kennen wir

Die Europäische Zentralbank EZB mit ihrem seit März 2015 anhaltenden Rentenmarktsofortnothilfeaufkaufprogramm mit annoncierten monatlichen 60 Milliarden EUR. Die Schweizer Zentralbank entpuppt sich mit aktuell 88 Milliarden USD als Großaktionär am amerikanischen Aktienmarkt und hält ausländische Währungen im Wert von 760 Milliarden Schweizer Franken im Bestand. Das sind beeindruckende Zahlen, aber wie dürfen wir das verstehen? Kann mir jemand einklären, warum ein 8-Millionen-Volk und deren Zentralbank Positionen in dieser Höhe hält?

„Keiner weiß, was er machen soll“

Lassen Sie uns zu Gordon Gekko zurückkehren, denn der hat es bereits im Jahr 2008 erkannt in dem der Film spielt. Wieder sind es die einfachen Worte, die man zu schnell „überliest“ oder „überhört: „DAS SYSTEM IST INSOLVENT. KEINER WEISS, WAR ER MACHEN SOLL…“ In der Realität des Jahres 2017 erkennen wir genau das, was seitdem getan wurde und was die einzige Möglichkeit zum Handeln war: nämlich die Märkte mit billigsten Geld zu fluten, denn das System ist schon seit 2008 insolvent. Der Zeitpunkt bietet natürlich Diskussionsmöglichkeiten, aber lassen Sie uns die Finanzkrise 2007/2008 als einen äußerst wichtigen und markanten Zeitpunkt definieren.

„Dumb Global Central Bank FIAT-Money“

Man hat also nur eines getan, WEIL ES GAR NICHTS ANDERES GAB und keiner wußte „was er machen soll“. Die Lösung war eine Geldflutung ungeahnten und einzigartigen Ausmaßes. An der Spitze stand die amerikanische Zentralbank FED, die die Leitzinsen zwischen den Jahren 2009 bis 2016 im Prinzip auf Null setzte und die Märkte flutete und stütze wo sie nur konnte. Die anderen Zentralbanken folgten willig und abgesprochen diesem Beispiel. Es war die einzige Möglichkeit ein insolventes Finanzsystem am Leben zu erhalten. Seitdem wird hingehalten. Manchmal erzählt man uns etwas von wieder steigenden Zinsen, aber höhere Zinsen (noch dazu wie beispielsweise in den 1990er Jahren) kann sich das System gar nicht leisten. Sonst ist es tot.

„…UND DESHALB WIRD SICH DER WAHNSINN SOLANGE WIEDERHOLEN, BIS DIE NÄCHSTE BLASE PLATZT. UND DAS WIRD SIE DANN SEIN. DIE GANZ GROSSE. DER WENDEPUNKT“

In der Realität des Jahres 2017 erleben wir GENAU diesen Mechanismus: „Der Wahnsinn wiederholt“ sich und zwar solange „bis diese Megablase platzt“. Diejenigen, die diesen Dialog formuliert haben, haben es tatsächlich geschafft, in wenigen Sätzen allgemeinverständlich eine kommende Katastrophe zu formulieren. Aber das Publikum hört nicht genau hin, kann nicht genau hinhören oder versteht die Brisanz der Worte nicht genau.

Diese gegenwärtige Finanzsystemblase ist im Prinzip „nebenbei“ eine globale Aktienmarktblase. Noch wichtiger ist es aber zu wissen, daß es sich um eine Rentenmarktblase handelt. Das bedeutet nichts anderes als eine noch nie dagewesene globale Schuldenblase und zwar eine systemische Schuldenblase. Wenn diese Schuldenblase platzt sind die Zentralbanken machtlos, das Finanzsystem wird tatsächlich kollabieren (DER WENDEPUNKT) und etwas völlig Neues wird entstehen. Diesen Gedanken muß man zulassen können. Mit dem alten System wird man gar nicht weitermachen können, weil unsere Realität dann so starken gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen sein wird (die von diesem Systemplatzen ausgehen), daß niemand mehr das alte System will.

„WIE BEI DEN TULPEN“

…sagte Gordon Gekko noch und meinte damit die berühmteste aller Spekulationsblasen, die Tulpenmanie der Jahre 1636 und 1637. Ich sehe sie durchaus als berühmteste Megablase an, weil die Basis eben Tulpenzwiebeln waren. Da mag manch moderner Investor froh sein, wenn er etwas Schickes wie Aktien, festverzinsliche Rentenpapiere oder anderes Spekulationsspielzeug in seinem Depot hält. Zumindest vermittelt es vom Namen her eine gewisse Sicherheit. Aber ehrlich, so groß ist der Unterschied zu Tulpenzwiebeln auch nicht. Es ist definitiv eine Sache des Glaubens. Wer glaubt, damit ein gutes Investment getätig zu haben, hat auch die Überzeugung, daß es richtig ist. Beim Platzen von Blasen tritt regelmäßig Ernüchterung ein.

„WIE BEI BITCOIN“

…würden es die Spekulanten der Zufkunft sagen, wenn die Mega-Verschuldungsorgien-Blase der Neuzeit geplatzt sein wird. Jede Zeit hat ihre Favoriten, gerade was die Aktienmärkte als Vorzeigemärkte angeht und im Moment sind es die Kryptowährungen und deren Notierungen, die Herzkammerflimmern bei den Anlegern verursachen. Herzrasen ist langweilig geworden anläßlich der kometenhaften Anstiege der Aktienkurse. Der bekannteste und wohl meist „gehypte“ Titel heißt BITCOIN. Früher hieß es „The sky is the limit“ was solche Spekulationsobjekte angeht, im Zeitalter zentralbankgeldfluteter Geldmärkte ist „das Universum“ schon erreicht.

5.846% Kursgewinn im 5-Jahres-Zeitraum bei Bitcoin

Manch mittelalterlicher Tulpenzwiebel würden die Schalen von allein abfallen, was die Preisentwicklung im Vergleich zu den Kryptowährungen der Neuzeit angeht. Was die Beschaffung von Preisbasisdaten für Tulpenzwiebeln aus den Jahren 1636/1637 angeht, gestaltet sich dies etwas schwierig. Lassen Sie uns auf diesem Link von „Finanz und Wirtschaft“ und dem abgebildeten Chart einen Preis von ca. 1,50 Gulden zu Beginn des Jahres 1634 annehmen. Der Preis steigt bis Mitte 1637 auf 60 Gulden an, das ergibt eine Preissteigerung von knappen 4.000%. Zum Vergleich ein Chart auf Finanzen.net der Bitcoin-Aktie in EUR mit unglaublichen 5.846% Kursgewinn im 5-Jahres-Vergleich.

Es macht keinen Sinn, auf exakten Zahlen herumzureiten

Beide Charts zeigen aber eine massivste Übertreibung und den anschließenden Niedergang an, der bei den Tulpenzwiebeln eingetreten ist und bei Bitcoin noch ansteht. Wie weit man den Bitcoin-Kurs noch in die Höhe treibt steht in den Sternen, diese Spekulationsblase hat aber unglaubliches Potential nach unten. Und vielleicht ist sie der Auslöser für das Platzen der „Mutter aller modernen Finanzmarktblasen“?

Beispiele für das Verschwinden ganzer Marktsegmente an den Börsen gibt es genug

In Deutschland war das bekannteste Beispiel der Neuzeit das wilde Spekulationstreiben am „Neuen Markt“. Sechs Jahre (1997 – 2003) hielt dieses Marktsegment die Anleger und Zocker in ihrem Bann und durch. Dann war Schluß: „Wegen Übertreibung und Insolvenzen der Beteiligten geschlossen“.

Die Termin-Börsenbetreiber der Gegenwart haben aus der Vergangenheit etwas gelernt

Es gibt moderne Finanzprodukte wie Terminkontrakte auf alle möglichen Rohstoffe und Verbrauchsgüter. Da gibt es Futures auf tiefgefrorenen Orangsensaft, Weizen, Mais, Zucker und Sojabohnen. Nur auf die Notierung von Tulpenzwiebeln hat man verzichtet. Da war das Risiko für eine ausufernde globale Spekulation wohl zu groß. Aber Ausweichmöglichkeiten gibt es in modernen Zeiten wie heute so viele, daß man auf Tulpenzwiebeln verzichten kann. Preisübertreibungen und Auflösung derselbigen wie immer inbegriffen.

Die „Mutter aller Blasen“ wird platzen

Es fragt sich wann? Die kritischen Marktbeoachter wandeln sich bereits, müssen sich wandeln. Es lohnt nicht mehr die Rehe scheu zu machen, wenn sich sowieso und in breiten Schichten das Wissen durchsetzt, daß den Märkten nicht mehr geholfen werden kann. Sie sind zwar insolvent, aber noch liquide. Also nicht tot, hängen aber an der Beatmungsmaschine.

In diesem System gibt es keinen Zwang

Das ist sogar das Schöne daran. Jedem steht es frei sein Geld so zu investieren wie er will. Wer beim Bitcoin-Hype dabei sein will, kann es. Niemand hält ihn auf. Trotzdem sollte man sich gewisser Risiken bewußt sein. Auch hier gilt: Jeder kann nach seiner Fasson glücklich werden. Die Möglichkeit zum Ausstieg gibt es immer noch. Aber die Letzten, die Trägesten, die Gierigsten und die aufs System Vertrauenden und Es-wird-schon-wieder-gut-werden-Anleger beißen die Hunde. Denn sie ist schon da. Die Drehbuchschreiber von „Wall Street 2“ wußten es: Die ganz große Blase und mit ihr der Wendepunkt.

Falls Sie einen Blick auf die langfristige Entwicklung einer der Mütter der amerikanischen Aktienmarktblase werfen wollen, schauen Sie auf den hier abgebildeteten Chart des S&P500-Index.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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DER BONDAFFE       12.11.2017


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